Da es auch hier mit Sicherheit ein paar Tüftler und Technikbegeisterte unter euch gibt, möchte ich euch ein paar meiner Erfahrungen zum sinnvollen Optimieren des 2H-Motors incl. Motorumfeld zukommen lassen
Kühlung: Der 2H Motor läuft bekanntermaßen recht warm, besonders im Hochsommer. Abhilfe schafft u.a. ein Thermoschalter vom alten Audi A8 D2 bzw vom VW T3 TD für den Kühlerlüfter. Dieser Thermoschalter läßt den Lüfter ca. 10° früher anlaufen, was besonders im stop&go Verkehr der thermischen Belastung spürbar entgegen wirkt. Ich beziehe mich hier auf den 3-poligen Thermoschalter mit zwei Einschaltstufen...siehe link:
Vemo V15-99-1976-1 Kühlerlüfter-Temperaturschalter – DAPARTO
Ebenso ist ein Weichmacher im Kühlwasser durchaus hilfreich, wie das waterwetter von Redoil oder das MoCool von Motul:
Die Verwendung von Wasserweichmacher und dem kühleren Thermoschalter für den Kühlerlüfter sehe ich hier als ideal an ohne einen Thermostat mit früherer Öffnungstemperatur ( Beispiel 82° statt Serie 87° Öffnungstemperatur ) zu verbauen, denn dieser tut widerum bei kühleren Außentemperaturen im Frühjahr/Herbst die Kaltstartlaufzeit des Motors unnötig verlängern !
Auch der Austausch des alten und nur zu oft verkalkten Wasserkühlers bringt oft deutlich bessere thermische Verhältniße im Kühlkreislauf !
Zylinderkopfüberholung: Wer den Zylinderkopf überholt bzw revidiert ( neue Ventilschaftdichtungen, neueinschleifen der Ventile usw ), der sollte in dem Zuge die gehärteten Ventilsitzringe bis zum inneren Ventilsitzrand erweitern lassen ( Motorenbauer/Instandsetzungsbetrieb ) und später noch die Kanten/Übergänge in/zu den Einlass- und Auslaßkanälen mit einem Hartmetallfräser sauber angleichen.
Die Vorteile sind eine deutlich bessere Füllung im Einlaßbereich und eine bessere Rest- bzw Abgasausströmung im Auslaß.
Auch sollte jeder Zylinderkopf vor der Revision auf Verzug geprüft werden und ggf. alle Planflächen ( Unterseite + Dichtflächen Einlaß/Auslaß ) bei Verzug nachbearbeitet werden.
Zündung: Bei unseren Fahrzeugen mit einem Alter von gut 30 Jahren rentiert sich eigentlich immer der komplette Austausch der Zündanlage, in erster Linie sind hier die Zündkabel incl. Zündspule zu nennen. Leider werden gerade diese beiden wichtigen Bauteile oft vernachläßigt. Ihr Tausch gegen Neuteile bewirkt in manchen Fällen wahre Wunder in Punkto Laufkultur, Zuverlässigkeit und Kraftstoffersparniß !
Desweiteren sind Zündkerzen ohne "R" ( Widerstand ) und mit nur einer Masseelektrode aufgrund meiner pers. Erfahrungen ebenfalls den "modernen" Zündkerzen mit "R" und mit 3 oder gar 4 Masselektroden vorzuziehen.
Ein einstellen der Zündung zum obersten Toleranzwert ( Werksangaben 6-8° ) auf 8° v.OT. ist bei gesundem Motor problemlos machbar ohne Klopfgefahr...das bringt einen spürbar besseren Durchzug bei gleichzeitiger Kraftstoffersparniß. Zudem ist die Kraftstoffqualität seit gut 20 Jahren recht stabil.
Einspritzdüsen: Die serienmäßigen, hellblauen Einstrahl-Einspritzdüsen beim 2H sorgen nicht gerade für ein optimales Spritzbild bzw für gute Zerstäubung. Hier sind Mehrstrahldüsen eindeutig von Vorteil weil sie einen deutlich feineren und größer dimensionierten Gemischnebel bilden. Die positiven Effekte sind weniger Verbrauch, weniger Klopfneigung ( insbesondere bei hohen Außentemperaturen ) und besseres Ansprechverhalten. Geeignet für den 2H sind im Prinzip alle "alten" EV1 - Einspritzdüsen mit hoher Impendanz und einer Durchflußmenge bis max. 250 ccm/Min. ( Opel 16V, BMW 3er, Golf 3 VR6 usw )
Nockenwellen: Eine Sportnockenwelle bringt beim 2H aufgrund des sehr ungünstigen Abgaskrümmers und dem daraus resultierenden hohen Abgasgegendruck recht wenig. Sinnvoll erachte ich eine Sportnocke nur bei entdrosselter Abgasanlage bzw zumindest erst beim verbauen eines Fächerkrümmers. Wer seinen 2H Motor ein wenig mehr auf Drehmoment auslegen möchte, der verbaut eine Seriennockenwelle vom Golf 3 GTI mit Motorcode AGG. Diese Nockenwelle läßt das max. Drehmoment ca. 800-1000 U/min früher anliegen aufgrund etwas mehr Ventilhub als Serie bei gleichzeitig geringfügig weniger Öffnungswinkel.
Sportnockenwellen rentieren sich beim 2H wie bereits erwähnt erst bei entdrosselter Abgasanlage, und zwar mit Öffnungswinkeln von 262° bis max. 272°. Mehr Öffnungswinkel schafft die Digifant nicht mehr sauber zu regeln...ergo unsauberer Leerlauf und meist ist auch keine AU mehr möglich ! Auch rentiert sich eine Sportnockenwelle wirklich nur bei absolut gesundem Motor ( gute Kompression, Laufleistung/Hohnbild/Verschleiß usw ) .
Auspuffanlage: Der Serienkrümmer mit seiner ungünstigen und kurzen Abgasführung ist beim 2H ein bekannter Hemmschuh sowie ein starker Wärmespeicher. Ebenso ist Auspuffanlage beim 2H bekanntermaßen mit nur 45mm recht eng dimensioniert. Auch sorgt der Serien-ESD durch den vorne eingebrachten Abgaskegel im Innenrohr für weiteren Staudruck. All diese Bauteile machen den 2H Motor doch recht zäh und träge.
Abhilfe schafft ein Fächerkrümmer ( idealerweise einer in 4-2-1 Bauweise ), der darüber hinaus durch den wesentlich besseren/schnelleren Abtransport der Abgase direkt ab Zylinderkopf auch die thermische Belastung reduziert ( Stichwort Kühlung ). Eine Abgasanlage ab Kat mit größerem Durchmesser bietet die Anlage vom Scirocco GTX 16V ( ein entsprechender ESD passend zum Golf 1 Cabrioheck muß dann noch her ), die Ray-Simons/jetex Anlage mit 50mm Durchmesser oder halt eine sog. "Gruppe A" Anlage mit 60mm Durchmesser. Wer bei der Serienanlage bleiben möchte, der verbaut zum reduzieren des Abgasgegendruckes einen Sport-ESD oder nimmt alternativ einen Serien-ESD vom Audi 100/200 C2 ( Schalldämpfer mit Absorbtionsprinzip und sog. "Düse" ) und passt diesen entsprechend an ( Rohrbogen cutten, Anschluß zum VSD anpassen, Halterung anpassen/anschweißen ) . Dieser ESD vom Audi hat eine KBA-Nummer und ist dadurch eintragungsfähig...zudem hat er einen angenehm dumpfen Klang und ist zudem durch das große Volumen recht leise !