Leiterrahmen an Pick-up schweißen

  • Hallo,


    man hat mich gebeten einen Nissan Navarra anzuschauen bei dem der Leiterrahmen durchgegammelt ist. Ich soll schauen und auch reparieren. Wenn es nach mir geht, gibt es folgende Arbeitsschritte:


    Demontage

    Sandstrahlen

    Reparaturbleche kaufen denn die gibt es für dieses Auto fertig

    Schweißen


    Als Informationen am Rande wäre noch wichtig um welche Werkstoffe es sich handelt um den richtigen Schweißzusatz auszuwählen.


    Wenn der Betroffene Infos einholt und gut vorbereitet, ist das Nichts wovor man sich einnässen müsste, sondern eine reine Fleißarbeit. Vielmehr stellt sich die Frage, was sagen die Herren, die regelmäßig bei der HU unter das Fahrzeug schauen zu so einer Aktion? Es wäre ja schade wenn man sich die ganze Mühe vergeblich macht. Zum Zuschmieren mit schwarzer Pampe ist diese OP zu groß und zu auffällig, daher frage ich mal in diese Runde, hat wer schon Erfahrungen in diese Richtung oder kennt gar die passenden Vorschriften?


    LG

    Clemens

  • In meiner Branche (Rohrleitungsbau) schweißt niemand ohne Zeugnis und Verfahrensprüfung irgendwas.


    Ich kann allerdings nicht sagen, ob es im Fahrzeugbau da "lässigere" Vorschriften gibt und würde als Privatperson nicht an tragenden Teilen eines Fahrzeugs blitzen üben.

    Das ist für mein eigenes Fahrzeug mit einem Rostloch im Schweller wieder was ganz anderes.


    Bin mal gespannt, wie es die ausgebildeten Experten (z.B. Karosseriebauer) sehen. :kaf:

    Gruß André


    Golf1 Cabrio Classicline

  • So, Zeit für ein update: Ich war vor Ort und habe mir das Teil angesehen. Die Besitzer haben gründlich sauber gemacht und diverse Pfuschereien übelster Machart freigelegt. Die bestellten Reparaturbleche reichen da nicht ansatzweise. Habe Demontage der Nummernschilder, den Besuch beim Straßenverkehrsamt und einen Rahmentausch empfohlen, da schweiße ich nichts dran.

    Nein, im Fahrzeugbau sind die Vorschriften nicht lässiger, da komme ich her, da habe ich gelernt. Anschließend habe ich jahrelang Schweißer in verschiedenen Verfahren ausgebildet und deren Nähte auch soweit beurteilt. In der Zwischenzeit bin ich halt beruflich falsch abgebogen (IT) und habe kein gültiges Schweißzertifikat mehr, auch der Schweißfachmann ist verfallen, weil nicht mehr erneuert. Fachlich macht mich das nicht bange, eine Schweißerprüfung in MAG ist auch kein Thema, aber diese Schäden waren mir schon einige Nummern zu groß um da mit reinem Gewissen und auch erfolgversprechend dran zu arbeiten.

    Interessant ist dass das Auto auf diese Art und Weise min. 1x TÜV bekommen hat. Der Besitzer lässt sich in den nächsten Tagen mal beraten...


    LG

    Clemens

  • Ein ähnliches Erlebnis hatte ein Freund mit einem Jeep Commander.


    Von einer Werkstatt bei Köln gekauft wo auch noch diverse Flüssigkeiten erneuert und Dellen entfernt wurden und frischen Tüv natürlich.


    Er mir das Ding stolz präsentiert aber er kam mit zu perfekt vor und ich habe ihm geraten den Hobel auf einer Bühne durch Fachmenschen kontrollieren zu lassen.


    Am Ende des Tages war der Unterboden durch und mit UBS auf schön modelliert.


    Den Verkäufer gab es auf einmal nicht mehr. Werkstatt leer und Anzeige lief ins leere weil der Typ über alle Berge war.


    Mit Verlust ging die Kiste nach Rumänien

    Markus


    "Ein intelligenter Mensch ist manchmal gezwungen, sich zu betrinken, um Zeit mit Narren zu verbringen."Ernest Hemingway


    Mein Classic-Line


  • Pfusch ist doch normal bei den Fähnchenhändlern.


    Übel wird's, wenn sogenannte "Oldtimerspezialisten" mit anscheinend gutem Leumund bewusst Autos hinpfuschen und richtig teuer verkaufen. Ich habe da dutzende Beispiele im Kunden- und Freundeskreis.


    Eins davon:

    Ein guter Kumpel hat vor etwa 10 Jahren in Florida bei einem "Spezialisten" einen Austin Healey 3000 gekauft. Kontakt lief über die Plattform "bring-a-trailer", Fahrzeug angeblich Zustand 1, Preis gerade mal 49.000 Dollar. Bei dem Preis wäre ich schon vorsichtig gewesen, aber egal...


    Fahrzeug kommt in Bremerhaven an, bekommt von einem auf US-Importe spezialisierten Betrieb deutsche Papiere, TÜV und ein WGA Zustand 2 und kann sofort auf "H" zugelassen werden.


    Nächste TÜV-Untersuchung zwei Jahre später: Erhebliche Mängel, Schweller durch, unsachgemäße Schweißarbeiten an tragenden Teilen, Ölverlust.


    Ich hatte danach das Auto bei mir zur Kurzbeurteilung in der Werkstatt:

    Schwellerpartien mit Streckblech und Faserspachtel nachmodelliert, Unfallschaden vorn mit verbogenem und nachgeschweißten Rahmen, in Folge dessen Motor-/Getriebeeinheit schief im Rahmen, Front und Heck der Karosserie offenbar von 2 verschiedenen Autos...


    Die Krönung folgte dann:

    Schichtdickenmessung aller Lackpartien mit zertifiziertem Meßgerät sagt "Neulack" ohne Spachtelauftrag auf Stahlblech. Komischerweise waren auch die Türen und Klappen davon betroffen, die bei dem Modell bekannterweise aus Alu bestehen. Ein Stück vom maroden Schweller offenbarte dann das Geheimnis der "Top-Lackierung": MAGNETTAFELLACK!!! unter der letzten Füllerschicht!


    Solche bewussten Täuschungen tauchen leider immer wieder auf. Es hilft dabei nix, wenn diese Firmen in den Foren als Betrüger angeprangert werden. Wenn man Pech hat bekommt man dann eine Klage wegen Verleumdung an den Hals, oder die Firma taucht ab und kommt dann unter neuem Namen wieder hoch.


    Kann mit solchen Geschichten bald ein Buch füllen!

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.